Ein Jahr das typische Teenager-Leben im Ausland leben. Das war schon immer mein Traum! Egal, ob Amerika oder Australien, das Ausland hat mich schon immer sehr interessiert. Nach einigen Überlegungen, ob ich mich wirklich traue, bewarb ich mich bei den Carl Duisberg Centren. Ehrlich gesagt war ich schon sehr spät dran mit meiner Bewerbung im Januar 2024 und bekam so mit mit ganz viel Glück einen der letzten Plätze. Auch die Entscheidung zwischen Amerika und Australien fiel mir sehr schwer. Letztlich entschied ich mich doch für Amerika, um das High School-Leben wie in „High School Musical“ zu erleben.
An einem ganz normalen Freitagnachmittag bekam ich die Mail. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie meine Mutter mich rief: „Lotte! Schau in deine Mails! Du hast deine Gastfamilie bekommen!“ Das ist die Familie, bei der ich mein Auslandssemester verbringe. Und die wohnen in Mississippi?! Meine Angst, in den typischen Südstaaten zu landen und nur Cowboy-Boots zu tragen, wurde bestätigt. Nur wusste ich hier noch nicht, dass Mississippi mir das beste Auslandsjahr bieten konnte!
Die erste Kontaktaufnahme mit meiner Gastfamilie war super nett und herzlich. Nachdem wir ein paar Emails hin und her geschickt hatten, verabredeten wir uns für ein Zoom-Telefonat. Ich war so aufgeregt! Doch nach einigen Minuten merkte ich schon, dass meine Nervosität völlig umsonst war. Wir verstanden uns von Anfang an super und sprachen über unseren letzten Urlaub, Fragen über mein Auslandsjahr, Dinge, die ich gerne esse…
Nachdem ich mein Visum in der Tasche und meine kleine Abschiedsfeier mit meinen Freunden hatte, konnte es also losgehen! Meine Eltern fuhren mich um drei Uhr nachts zum Flughafen und ich trat meine über 24h Reise alleine an! Schon während meinen Flügen schreib ich mit meiner Familie und meiner Gastfamilie über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Und dann war ich auch endlich da und traf meine Gastfamilie: Meine Gastmutter Brooke, mein Gastvater Michael und mein 11-jähriger Gastbruder Bennett. Spät nachts kamen wir dann auch zuhause an, wo mir alles gezeigt wurde und ich todmüde ins Bett fiel.
Alles, worüber ich mir im Vornherein Gedanken gemacht habe, war super entspannt und nett: Das erste Frühstück und Abendessen und die ersten Kontakte mit Leuten in meinem Alter. Viele waren sehr interessiert und man konnte leicht ins Gespräch kommen. So gelang es mir auch schon vor den ersten High School-Tagen, Freunde kennenzulernen. Trotzdem waren die ersten Tage High School anders als erwartet. Irgendwie war es doch schwieriger und herausfordernd. Der typische Ablauf wie z.B. „Lunch und die Sitzplatzwahl“ ist genauso wie in den Filmen! Und die Größe meiner Schule war nicht besonders hilfreich. Mit knapp 400 Schülern in meiner Stufe verläuft man sich sehr schnell!
Nach zwei bis drei Tagen habe ich mich aber schnell eingelebt und wohlgefühlt. Auch die Wege in meiner großen Schule kamen mir immer bekannter vor und fielen mir schnell deutlich leichter.
Morgens brachte mich immer meine Gastmutter zu meiner Schule, die jeden Tag um 8:40 Uhr begann. In meiner dritten Stunde hatte ich eine halbe Stunde Mittagspause. Das war auch die einzige Pause, die wir hatten. Nachmittags fuhr ich mit einer Freundin zu unserem Cross Country (Ausdauerlauf)-Training und wir blieben dort bis ca. 16:00 Uhr.
Meine Aktivitäten nachmittags kamen ganz auf den Tag an. Durch eine enge Freundin meiner Gastfamilie fand ich schnell Anschluss in einer Jugendgruppe einer Kirche. Dort verbrachte ich jeden Mittwochabend und auch so trafen wir uns oft. Egal ob Pickle Ball spielen oder Brettspiele, dort hatte ich eine tolle Zeit und habe viele Freunde gefunden. Auch von der Schule gab es viele Clubs und Aktivitäten, an denen man sich beteiligen konnte. So ging ich fast jeden Freitag mit Freunden zu Footballspielen, Basketballspielen, Cheerleader-Wettbewerben und war Teil in einem Recycle-Club.
Meine Gastfamilie ermöglichte mir, so viele Orte zu sehen! Wir reisten für ein Wochenende an die Küste. Dort hatte meine Gastfamilie ein Apartment am Orange Beach! Wunderschöne Sandstrände in Alabama. Wir konnten sogar zu Fuß von Alabama nach Florida gehen! Das war super cool! Am ersten Wochenende der Herbstferien feierte meine „Gasttante“ ihren Geburtstag in New Orleans! Dort verbrachten wir 3 Tage und sahen viele Hotspots wie das Französische Viertel. Kurz danach sind wir für ein paar Tage nach New York geflogen. Ich glaub‘, das war mit eine der besten Erfahrungen, die ich dort erleben durfte. Nach einem ungefähr 3stündigen Flug kamen wir an und hatten jede Menge zu tun. Wir waren auf dem Empire State Building, sahen das Grand Central Building, besuchten den Central Park und sahen sogar eine Broadway Show! Auch mit Freunden gelang es mir, ein bisschen von Amerika zu entdecken. Wir reisten zusammen mit einer Jugendgruppe in den nahen Staat Missouri!
Ich dachte lange Zeit, dass Halloween nur in amerikanischen Filme so groß zelebriert wird. Doch nun kann ich sagen, Amerikaner gehen all in! Die Dekorationen sind schon Anfang Oktober in den Vorgärten, am Haus und in der Küche. Überall hingen Hexen, Geister und Teufel. An Halloween selber habe ich mich mit Freunden getroffen und eine kleine Halloween-Party gehabt, die dann am Halloweekend noch übertroffen wurde. Dort feierte eine gute Freundin und wir hatten alle viel Spaß.
Truthahn, Thanksgiving-Parade und eine Woche schulfrei. Mein Gastvater hat schon Tage vorher mit den Vorbereitungen angefangen. An dem wichtigen Donnerstag, an Thanksgiving, kam meine ganze Gastfamilie und Freunde zu uns. Wir aßen den ganzen Tag, spielten Spiele und hatten eine tolle Zeit! Die restliche Woche der Ferien verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden!
Auch Weihnachten war typisch amerikanisch und ganz anders als zu Hause. Besonders die „matching pyjamas“, die wir alle bekamen, um am Weihnachtsmorgen unsere Geschenke zu öffnen, haben dem Ganzen ein anderes Gefühl gegeben! An diesen Tagen wurden viele Geschenke aufgemacht, viel gegessen und Spaß gehabt! Ich bekam viele Geschenke und konnte mich gar nicht genug bedanken! Ich wurde wirklich wie ihre „richtige Tochter“ behandelt.
Auf einmal war es schon so weit. Ich sah mein letztes Football-Spiel, ging das letzte Mal zu meiner High School und aß das letzte Mal in meinen Lieblingsrestaurants. Als Abschied hat sich meine Gastmutter überlegt, eine Goodbye,Party für mich zu schmeißen. Es kamen sehr viele Leute, wir machten viele Fotos und hatten einen unvergesslichen letzten Abend zusammen! Kurz nach Weihnachten kam dann auch meine deutsche Familie, um mich abzuholen. Wir verbrachten eine tolle Woche zusammen mit meiner Gastfamilie! Auch meinen Geburtstag feierten wir alle zusammen! Als wir dann in eine Eisdiele gehen wollten, überraschten mich alle meine Freunde zu meinem Geburtstag. Das war wirklich super toll!
Der Abschied fiel mir, ehrlich gesagt, schwerer als gedacht. Wirklich Tschüss zu meinen Freunden und meiner Gastfamilie zu sagen war nicht leicht.
Mit meiner deutschen Familie fuhren wir noch eine Woche ins Disneyworld und machten uns dann gemeinsam auf den Heimweg.
Ich glaube, ich habe in keiner Zeit meines Lebens so viel über mich selber gelernt wie in meinem Auslandsjahr / Auslandssemester. Alleine der Punkt, dass ich alleine auf die andere Seite der Erde gezogen bin, zeigt mir, wie viel ich alleine schaffen kann!
Ein anderer wichtiger Punkt, den ich gelernt habe: Sagt ja zu Dingen, die euch am Anfang komisch vorkommen. Sagt ja zu neuen Leuten und neuen Aktivitäten. Am Anfang fand ich es super komisch, so viel im Zusammenhang mit Kirche zu machen. Jugendgruppen aus der Kirche? Müssen wir da die Bibel lesen? Gedanken wie diese hatte ich viel zu viele. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass ich meine besten Freunde genau dort kennenlernte und dort die beste Zeit hatte. Sagt ja, neue Dinge zu probieren! Ich hätte niemals erwartet, dass mir mexikanisches Essen so gut schmeckt!
Ich bin super neidisch auf jeden, der sein Auslandsaufenthalt noch vor sich hat. Genießt jeden Moment! Jede Nervosität und jeden Nervenkitzel! Macht das Beste daraus und versucht so oft wie möglich, JA zu sagen!
Lotte